Hate Speech

Am vorletzten Wochenende hatte ich dem Berliner Tagesspiegel ein Interview gegeben, in dem es unter anderem um die Frage ging, ob Deutschland ein Rassismus-Problem hat. Ich finde ja, und diese Meinung hat viele Reaktionen ausgelöst – zustimmende und ablehnende. So soll es in einer Demokratie schließlich auch sein, wo niemand die Wahrheit gepachtet hat. Aber dann gab es auch eine Vielzahl von Kommentaren, die weit über eine übliche Diskussion hinausgehen. Eine kleine Shit-Parade gefällig?

Markus Junge: Deutsche Politiker stehen „unter Drogen oder sind einfach nur saudumm … Fick … euch“
Bernd Schuh: „… du alter seniler Zirkusaffe.“
Schich Ael: „Welche Behinderung haben Sie?“
Markus Witi: „Du kleingeistiger Hirnloser Vogel…“
Frank Rainer Pauly: „Sehr geehrter Herr Weil, Sie leider an einer AKUTEN PSYCHOTISCHEN STÖRUNG, bitte nehmen Sie umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch …“
Und so weiter, und so weiter …

Das sind nur einige wenige Beispiele für Reaktionen auf mich persönlich. Noch sehr viel öfter gab es alle möglichen Beleidigungen oder Abfälligkeiten über Migranten allgemein in zum Teil abstoßender Form. Und was schließlich auffällt: Vergleiche mit körperlichen oder geistigen Behinderungen stehen bei solchen Kommentatoren hoch im Kurs.

Klar, man kann diese Kommentare schnell löschen (herzlichen Dank an mein Team für diese unangenehme Arbeit!) und die Plattformbetreiber müssen seit Anfang des Jahres beleidigende und strafbare Inhalte innerhalb von 24 Stunden löschen (herzlichen Dank für diese noch viel unangenehmere tägliche Arbeit an die Leute, die damit beschäftigt sind!). Aber das allein ist es wahrscheinlich noch nicht.

Viel besser wäre es, wenn viele, viele andere User sich einmischen und ein Stopp-Zeichen setzen würden. Das Internet bietet die Chance für eine umfassende demokratische Debatte. Eine solche Debatte steht und fällt aber damit, dass es um die Sache geht und argumentiert wird. Ist das Netz aber immer mehr nur eine Plattform für Beleidigungen, wird aus der Chance ein Risiko. Ob es in die eine oder in die andere Richtung geht, entscheidet dabei auch die Zivilcourage der anderen Leserinnen und Leser.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Verein #ichbinhier, der sich gegen Hasskommentare und Hetze im Internet und für ein besseres Diskussionsklima einsetzt. Über 37 000 Menschen beteiligen sich schon an dieser Initiative und es können sicher noch viel mehr werden. Ich finde diese Arbeit sehr wichtig – schaut Euch doch mal www.das-nettz.de an! Und wenn durch diesen Hinweis wieder ein paar Leute mehr dort mitmachen, hatten die oben zitierten Kommentare ja vielleicht doch ihren Sinn.

Ich wünsche Euch eine gute Woche!